Endstation Neubrandenburg

In der Neubrandenburger Stadtvertretung stand in der letzten Sitzung nicht nur die weitere Schröpfung der Bürger auf dem Programm, sondern auch die Erhaltung des Fernbahnsteiges im Hauptbahnhof.

Der Bahnhof soll nämlich im kommenden Jahr saniert werden. Neben einer behinderten- und familiengerechten Gestaltung folgt dann auch eine Verkürzung der Bahnsteige. Intercity-Züge oder der ICE könnten dort nicht mehr halten. Dadurch würde Neubrandenburg aber auch endgültig vom Fernverkehr abgekoppelt werden, wie aus dem Antrag und der Rede von Prof. Dr. Roma F. Oppermann (SPD) hervorging.

Die Konsequenzen für die Kreisstadt, eines der sechs Oberzentren im Bundesland, wären fatal. Nicht nur wirtschaftlich, sondern auch touristisch würde Neubrandenburg ohne Fernbahnsteig vom großen Geschehen abgekoppelt und endgültig zur Provinz degradiert.

Dazu äußerte sich der NPD-Stadtvertreter Jens Blasewitz:

„Die ganze Angelegenheit ist eine Sache der Bahn AG und somit fällt sie eigentlich nicht in unsere Zuständigkeit. Wir wollen, daß unser Bürgermeister notfalls sogar kniend vor der Bahn AG tritt und sich dafür einsetzt, daß der Fernbahnsteig erhalten bleibt. In ihrer Begründung jammern Sie [die „demokratischen“ Fraktionen, Anm. d. Red.], daß Neubrandenburg vom Bahnfernkehr dauerhaft abgekoppelt wird und daß es Konsequenzen für Wirtschaft und Tourismus geben würde!

Anklam oder Pasewalk sind nur Orte, welche die Touristen auf dem Weg zu ihrem Urlaub auf Rügen durchfahren, genau wie die Strecke Berlin – Rostock, nichts anderes ist es. Sie fahren einfach durch und die Städte profitieren davon nicht ein bißchen. Und selbst wenn die Bauarbeiten auf der Strecke Berlin – Rostock fertiggestellt sind, müßte dennoch die Strecke Neustrelitz – Neubrandenburg – Stralsund ausgebaut werden, um hier auch Fernzüge fahren zu lassen. Und wie sie ja wissen, ist auch diese Strecke wie viele andere nicht ausgelastet und auch hier setzte die Bahn den Rotstift an.

Und seien wir mal ehrlich, die Stadt Neubrandenburg mit ihren Stadtvertretern hat es seit vielen Jahren nicht geschafft, die Stadt touristisch zu vermarkten. Unter anderem der Tollensesee, der so viel bietet, wird nicht genutzt und alle Versuche hier etwas touristisch aufzubauen  werden demokratisch zerredet oder mit Verwaltungsangelegenheiten zermahlen. Sind Sie es nicht selbst, die seit Jahren hier die Politik in Neubrandenburg bestimmen? Vielleicht sollte man auch mal zurückschauen und feststellen, daß man beim Tourismus versagt hat und nun zwangsläufig die Konsequenzen folgen.

Und da wundern Sie sich jetzt ernsthaft und stellen mit Entsetzen fest, daß die Bahn wirtschaftliche Entscheidungen trifft und unseren Bahnhof so zurückbaut, wie es den aktuellen Beförderungszahlen entspricht? Ich hoffe, unser Bürgermeister und auch der Landrat können etwas erreichen und die Bahn zu einer Planänderung mit Errichtung des Fernverkehrsbahnsteiges bewegen. Unsere Aufgabe als Stadtvertreter ist es dennoch, dafür zu sorgen, daß Neubrandenburg als Oberzentrum wahrgenommen wird und wir unter anderem den See so touristisch vermarkten sollten, wie wir nur können. Vielleicht haben wir dann mittelfristig Urlauberzahlen wie z.B. Waren, Rostock oder Stralsund.“

Die Vorlage wurde mehrheitlich angenommen und somit werden Bürgermeister Paul Krüger (CDU) und Landrat Heiko Kärger (CDU) auf die Reise geschickt, sich darum zu kümmern, daß Neubrandenburg seinen Fernbahnsteig behält. Ob aber auch die touristischen Potentiale endlich erschlossen werden, darf dank klammer Kassen und dem Haushaltssicherungskonzept, welches zusätzliche Ausgaben nahezu unmöglich macht, bezweifelt werden.

Denn nur mit einem neuen, vernünftigen Konzept, kann Neubrandenburg seine Attraktivität für Touristen steigern und damit den Anspruch für einen Fernbahnsteig rechtfertigen.  Andernfalls ist die Abkopplung die folgerichtige Konsequenz der Herunterwirtschaftung eines ganzen Landstriches durch die etablierte Politik.

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