60.000 für Projekt „Lichtenhagen im Gedächtnis“ – weniger Geld für neue Löschfahrzeuge und Spielplätze

Auch die Hansestadt Rostock sieht sich einem strengen Spardiktat unterworfen. Gewisse Projekte und „Zuwendungsempfänger“ verfügen aber ganz offensichtlich über ein Steuergeld–Abonnement.

Für neue Löschfahrzeuge stehen im Doppelhaushalt 2015/16 nur noch 425.000 statt 850.000 Euro zur Verfügung. Für die Sanierung und den Neubau von Spielplätzen sind statt der ursprünglich geplanten 240.000 nur noch 130.000 Euro vorgesehen. Der Neubau von öffentlichen Toiletten im Touristengebiet Markgrafenheide wird bis mindestens 2017 verschoben – eingesparte Summe: 400.000 Euro.

Soweit, so schlecht. Auch lassen Haushaltsberatungen mitunter gut erkennen, von welchen Vorlieben Verwaltungen und Teile der kommunalen Parlamente getrieben werden. So wurde jüngst das Projekt „Lichtenhagen im Gedächtnis“ vorgestellt, mit dem man an die Ereignisse in dem Rostocker Stadtteil vom August 1992 erinnern möchte. Den Zuschlag für das Projekt erhielt der Verein „Soziale Bildung“, der sich offiziell der „Schul- und Jugendsozialarbeit“ widmet und der aus dem städtischen Haushalt Jahr für Jahr sechsstellige Summen empfängt.

Zunächst ist an den Aufbau eines „Archivs“ zur „Aufarbeitung des rassistischen Pogroms“ gedacht. Mithilfe der innerhalb eines Jahres gesammelten Unterlagen (Fotos, Zeitungsartikel, Interviews) sollen schließlich „Bildungsmaterialien“ erarbeitet werden. Die chronisch klamme Hansestadt fördert das „Projekt“ in den Jahren 2015 und 2016 mit jeweils 30.000 Euro, wobei die Laufzeit „zunächst befristet bis 2018“ sei, woraus sich schließen läßt, daß im Zuge der Veranstaltung „Staatsknete für Schuldkult“ noch weitere Steuergelder fließen könnten. Ein Martin Arndt, „Projektkoordinator“ bei Soziale Bildung e. V., beweint den jetzigen Zustand gar bitterlich: Die „Stadtgesellschaft“ habe „noch kein kollektives Gedächtnis entwickelt, es fehlen zum Beispiel Gedenkorte.“ Arndts Wunsch zufolge soll Rostock also im Erinnerungs-Gleichschritt marschieren. Näheres dazu hier.

In einem haben die Macher übrigens recht: Aufklärung tut not, doch dürfen dabei nicht Ursache (unfähige Politbonzen) und Wirkung (Krawalle) verwechselt werden. Die nachstehenden Videobeiträge, erstellt in den Jahren 2011 und 2012, liefern insofern recht anschauliche Darlegungen zu den tatsächlichen Vorgängen vom August 1992 – und sie sind in diesen Tagen aktueller denn je: siehe hier (ab Min. 2:57) und hier.

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