Das Feiglingsproblem der AfD

„Mut zur Wahrheit“ lautet ihr Motto. Leider ist das graue Theorie. Denn in der Praxis gibt es jede Menge Feiglinge in der angeblichen „Alternative für Deutschland“. Ein bißchen Druck vom System reicht, und schon ducken sie sich.

Lucke selbst hat das in einer Rundmail so ausgedrückt: Ein Teil der Partei „sei zunehmend besorgt, weil die Mitgliedschaft in der Alternative für Deutschland immer öfter vom Arbeitgeber missbilligt wird, weil sie zu beruflichen Nachteilen führt, weil Kunden verloren gehen und weil man sich sozial ins Abseits gerückt sieht, wenn man merkt, dass Freunde und Bekannte, ja manchmal sogar Familienmitglieder auf Distanz gehen.“ (Quelle: Spiegel Online, 11.5.2015). Welch ein Jammer!

Willkommen in der BRD, kann man da nur sagen. Was haben sich diese Traumtänzer vorgestellt? Daß sie, wenn auch auf laue Weise, Systemkritisches von sich geben könnten, ohne daß der Machtapparat mit den üblichen Einschüchterungs-und Existenzvernichtungsmethoden reagiert? Wer in Wahlkämpfen als NPD-Doppelgänger auftritt, der wird früher oder später auch wie die NPD behandelt. Nur mit dem Unterschied, daß die NPD das weiß. In der BRD gibt es nur zwei Möglichkeiten, angepasster Spießer oder Rebell. Der eine wird in Ruhe gelassen, und dem anderen ist klar, was er riskiert. Halbrebellen hingegen haben keine Überlebenschance.

Die AfD hätte aus der Geschichte der „Republikaner“ lernen können. Die dachten auch, sie könnten mit nationalen Parolen auf Wählerfang gehen und trotzdem dazu gehören, indem sie sich lautstark von der NPD distanzierten. Das System hat sie mit Leichtigkeit geknackt. Es jagte insbesondere den Beamten unter ihnen ordentlich Angst ein und drohte ihnen, sie als rechtsradikal oder gar rechtsextremistisch einzustufen. Das große Zittern um die schöne Pension setzte ein. Dann bot man ihnen einen Ausweg an. Sie sollten doch alle Mitglieder, die ihnen die Herrschenden als Rechte anzeigten, hinauswerfen. Wenn sie das täten, wäre das ein Beweis für ihre Verfassungstreue.

Sie fielen darauf herein. Ihr damaliger Vorsitzender, Franz Schönhuber, betraute einen ehemaligen BND-Oberst mit der Aufgabe, die mitteldeutschen Landesverbände von „Rechten“ zu säubern. Der erledigte seinen Job gründlich und hinterließ ein Trümmerfeld. Das System rieb sich die Hände.

 

Das Gleiche läuft jetzt mit der AfD ab. Es ist wie die Wiederholung eines alten Films. Spießergemütlichkeit mit Verbeamtung einerseits und ernsthaftes nationales Engagement andererseits sind in der BRD genauso wenig zu vereinbaren wie in der DDR eine Karriere im Staatsapparat mit offener Kritik an der Mauer. Das sollten einige Leute endlich einmal begreifen. Wozu allerdings Mut zur Wahrheit erforderlich wäre.

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