DDR-Übersiedler = „Flüchtlinge“ von heute?

Schlichte Gemüter setzen die „Flüchtlinge“ von heute mit den Deutschen gleich, die vor und nach dem Mauerbau von 1961 aus der DDR in die BRD übersiedelten.

Beachtenswerte Fakten und Argumente zum Thema enthält das lesenswerte Buch Was war die DDR wert? aus der Feder von Siegfried Wenzel, einst stellvertretender Vorsitzender der SED-Plankommission (7. Auflage 2006, Verlag Das Neue Berlin).

Demnach verließen zwischen 1950 und 1961 jährlich zwischen 144.000 (1959) und 330.000 (1953) Personen die DDR in Richtung BRD. Maßgeblich für den Ost-West-Transfer waren „die Unzufriedenheit mit den ökonomischen und politischen Verhältnissen, mangelnde Demokratie und politische Indoktrinierung“ (S. 52).

„Für die BRD“, so Wenzel weiter, „ist dieser Zufluß des ,Humankapitals‘ in Größenordnungen von über 2 Mio. Personen ein einmaliger Aktivposten, der überhaupt nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Man muß berücksichtigen, daß es sich bei den Übersiedlern aus der DDR in die BRD zu einem großen Teil um gut ausgebildete Facharbeiter sowie um akademisch Ausgebildete wie Ingenieure, Ärzte, Rechtsanwälte gehandelt hat, deren Ausbildung oftmals vom anderen Staat, d. h. der gesamten Gesellschaft in der DDR, finanziert worden war“ (S.53).

Den Weg nach Westen gingen also alles andere als Minderqualifizierte, Ungelernte, Analphabeten oder Sozialtouristen. Bleiben wir aber bei Wenzel: „Die Wirkung der Eingliederung dieses personellen Zuwachses für die Wirtschaftskraft der BRD war natürlich eine ganz andere, als die bis dahin relativ kleine Zahl von etwa 0,5 Mio. ausländischen Gastarbeitern, die bis 1961 aus Spanien, Portugal, der Türkei und Italien in die BRD gekommen waren. Die Übersiedler aus der DDR sprachen die gleiche Sprache, waren oft in einem mehr oder weniger adäquaten Bildungssystem zu hochqualifizierten Fachkräften ausgebildet und entstammten dem gleichen Kulturkreis.“ Wenzel weist zudem darauf hin, daß sich 1989 in den Alt-Bundesländern rund sechs Millionen Ausländer aufhielten. „Demgegenüber waren in der DDR – auch unter Berücksichtigung der vertraglich vereinbarten polnischen Pendler in den grenznahen Betrieben an Oder und Neiße – nie mehr als 60.000 bis 70.000 Personen aus anderen Ländern als Arbeitskräfte tätig“ (S. 53).

Und heute? Jahr für Jahr verlassen bis zu 180.000 solide qualifizierte Deutsche das Land, weil sie die Nase voll haben von starrer Bürokratie, mieser Bezahlung oder auch schlechten Arbeitsbedingungen. Währenddessen strömen Millionen von Glücksrittern aus völlig anderen Kulturkreisen nach Deutschland – die (vermerkelte) Politik steuert geradewegs auf einen Bevölkerungsaustausch bzw. die Etablierung eines Vielvölkerstaates mit all seinen Risiken zu. Höchste Eisenbahn also, die jetzige Politikerkaste auszuwechseln, ehe sie das deutsche Volk austauscht!

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