Die manchen Leuten überaus willkommene Handgranate

Der Willkommensfraktion bläst seit der Kölner Silvesternacht, die der Publizist Henryk M.Broder ein Pogrom nennt, der Wind ins Gesicht. Ihre rührenden Märchen von den armen, stets von bösen Rassisten bedrohten „Flüchtlingen“ nimmt den Überfremdungsfanatikern keiner mehr ab. Statt dessen stürmen die Deutschen die Waffenläden, um sich nicht gegen Rechts, sondern gegen kriminelle Ausländer zur Wehr setzen zu können.

Um diese für sie sehr ungünstige Stimmung wieder drehen zu können, benötigen die herrschenden Parteien dringend etwas, das die Aufmerksamkeit der Bürger wieder in die gewünschte Richtung lenkt.

Und siehe da, das Gewünschte trat ein. Unbekannte warfen eine Handgranate auf ein Asylantenheim in Villingen-Schwenningen. Grund für ein gewaltiges Mediengetöse und jede Menge gespielter Empörung, hinter der sich die klammheimliche Freude nur mühsam verstecken konnte.

Die Handgranate explodierte aber nicht. Es ist nicht einmal sicher, ob sie überhaupt über einen Zünder verfügte. Das erinnert sehr an gewisse Verfassungsschutzpraktiken. Während der 68èr-Studentenrevolte belieferte ein Geheimdienstler namens Peter Urbach die Linksradikalen mit Schusswaffen, die nicht funktionierten, und Bomben, die nicht explodierten. Tauglich waren die Waffen, um sie im Fernsehen präsentieren zu können. Das war der Zweck des Ganzen.

Urbach, seinerzeit „S-Bahn-Peter“ genannt, soll tot sein. Da kann man sich jetzt nicht mehr so sicher sein, ist die Villinger Handgranate doch genau seine Handschrift. Um die Fata Morgana eines rechten Terrors noch plastischer zu gestalten, geschieht aber noch mehr. Der NSU wird erneut medial verwurstet, sogar in einem Spielfilm, der Beate Zschäpe in lächerlichster Weise dämonisierte. Es fehlten nur noch die Vampirzähne. Und das harmlose Internetportal Altermedia wurde Gegenstand einer internationalen Polizeiaktion, von Spanien bis nach Rußland, und soll eine kriminelle Vereinigung darstellen.

All das funktioniert nicht so richtig. Die Kölner Terrornacht beherrscht immer noch das öffentliche Bewußtsein. Deshalb braucht das System den großen, rechten Terroranschlag. Und was das System braucht, passiert in der Regel auch. Ganz zufällig natürlich.

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