Patrick Dahlemann (SPD) – der Milli Vanilli von Torgelow

Vielleicht erinnert sich noch jemand an die Pop-Gruppe Milli Vanilli. Die beiden Bandmitglieder beherrschten die Kunst des großen Auftritts und geizten nicht mit Star-Allüren. Allein, es steckte nichts dahinter. Sie konnten nicht einmal singen. Wenn das Playback streikte, mussten die Konzerte leider abgebrochen werden. Fluchtartig verließen die Helden dann die Bühne.

Patrick Dahlemann, dank einiger unverdienter Glücksfälle noch in den Landtag gerutscht, trat glücklicherweise nicht als Sänger auf. Im Vortäuschen von Talent konnte er sich aber durchaus mit den Pseudo-Tonkünstlern messen. Er machte der Öffentlichkeit weis, neben seiner politischen Tätigkeit würde er auch noch an der Greifswalder Uni studieren.

„Ich pendle also zwischen Parlament und Hörsaal“, rühmte er sich selbst und ließ sich für diesen tapferen Zweifrontenkrieg ausgiebig bewundern. In Wirklichkeit „beendete er sein Studium der Politologie in Greifswald ohne Abschluß“, wie der „Nordkurier“ barmherzig formulierte. Mann könnte auch sagen: Er brach sein Studium in Greifswald ab. Er schmiss es.

Und zwar deswegen, weil er die erforderlichen Prüfungen nicht abgelegt hatte und der Rausschmiss drohte.

Dabei vergaß er ganz, die Öffentlichkeit über sein Versagen zu informieren. Zwei Jahre lang. Seine Angaben im aktuellen Handbuch des Landtages stimmten auch nicht.

Interessant ist, daß gerade das Blatt, das ihn jahrelang hochjubelte, den Skandal nun ganz groß herausbringt. Man nennt das in zynischen Journalistenkreisen das Tontaubenprinzip. Die Tontaube wird erst in den Himmel katapultiert, und wenn sie denn Zenit erreicht hat, holt man sie herunter. So profitiert die Presse zwei Mal. Zunächst füllen Geschichten über den neuen Helden Zeitungsspalten und Sendezeit, was Auflagen und Einschaltquoten zugutekommt. Irgendwann wird es langweilig. Das Interesse geht zurück. Trotzdem kann der Abgehalfterte noch einmal von Nutzen sein, indem man ihn in einer netten Krawallgeschichte untergehen läßt.

So ging es Milli Vanilli, die immerhin ein paar Jahre lang Weltstars waren. Auch Christian Wulff, der Ex-Bundespräsident, lernte auf die harte Tour, wie die Presse gibt und nimmt. Und jetzt ist Dahlemann dran. Nach Einschätzung der Lokalmedien ist er wohl „auserzählt“. Seine Partei scheint auch nicht wirklich hinter ihm zu stehen.

Angeblich studiert er jetzt an der Fernuniversität im wahrlich fernen Hagen. Dafür wird er vielleicht bald sehr viel Zeit haben. Mehr, als ihm lieb ist.

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