Gerd Walther (Die Linke) – Führerschein weg, Drogenverdacht, kein Holocaust-Gedenkmarsch. Kann sein Flüchtlingsfreund ihn trösten?

Wenn ein linker Bürgermeister nach Israel einreisen will, um an einem Holocaust-Gedenkmarsch teilzunehmen, ist das normalerweise kein Problem. Schuldkultfreunde sind dort immer willkommen. Das kann man gar nicht versieben. Es sei denn, man heißt Gerd Walther!

Der war in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag der vergangenen Woche der Polizei aufgefallen, weil er seinen Wagen nahe der israelischen Botschaft in Berlin geparkt hatte und sich auch in dem Fahrzeug aufhielt.

Eine Schnaps-Idee, auf die kein nüchterner Mensch kommen kann, während im nahen Osten die Hölle los ist. Kein Wunder, dass die Polizei Verdacht schöpfte, ihn einkassierte und viereinhalb Stunden festhielt. So verpasste Walther seinen Flug ins so genannte Heilige Land. Der Holocaust-Marsch musste ohne ihn stattfinden. Ausgesprochenes Schuldkult-Pech.

Doch das war nicht alles, was Walther zu erdulden hatte. Wenige Tage später hielt ihn die Polizei nahe den Bahngleisen in Torgelow an. Er war zu schnell gefahren und hatte das Überholverbot missachtet. Irgendwie muss sein Anblick die Beamten zur Vornahme eines Drogenschnelltests inspiriert haben. Vielleicht haben sie ihn einfach nur erkannt.

Da die ermittelten Werte „grenzwertig“ waren, wurde er nach Ueckermünde zur Blutentnahme im Ameos-Klinikum verfrachtet. „Ich weiß nicht, was der Bluttest ergibt“, sagte er. (Quelle: Nordkurier, 15.5.2018). So würde sich niemand äußern, der keine dubiosen Substanzen zu sich genommen hätte. Ein Unschuldiger hätte auch keinen Grund zu verschweigen, welche Gegenstände bei der Durchsuchung seines Fahrzeugs beschlagnahmt worden sind. Dazu schweigt der verhinderte Israel-Reisende.

Seinen Führerschein wurde er auch los.

Phantasievoll waren immerhin seine Ausreden. Der bekennende Homosexuelle, der schon wortreich über den Mangel an Spielkameraden in der Region und seine daraus resultierende Einsamkeit geklagt hatte, freundete sich offenbar mit einem „Flüchtling“ an. Dieser habe ihn angerufen, weil er in Ueckermünde von Einheimischen bedroht worden sei. Also brach Walther zur Rettungsmission auf. Zu schnell sei er gefahren, weil „Gefahr im Verzug“ gewesen sei. Zumindest in seiner Phantasie waren wohl blutrünstige Nazi-Horden hinter ihm und seinem Schützling her, von denen die Polizei, wenig überraschend, keine Spur wahrnahm.

Gut, dass Walther seinen „Flüchtlings“-Freund hat. Der kann ihn vielleicht jetzt trösten.

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