Guter Ruf als NPD-Hochburg wirkt – und hält Asylantenmassen vom früheren Anklamer Pflegeheim fern.

Auf Anfrage der NPD-Fraktion erklärte der Sozialreferent des Landkreises Vorpommern-Greifswald, Gerd Hamm, noch am Montag hoffnungsfroh während der Kreistagssitzung, daß das leer stehende frühere Pflegeheim in der Anklamer Hospitalstrasse sehr geeignet für die Aufnahme von „Flüchtlingen“ sei. Es liefen Verhandlungen mit den Eigentümern.

Diese sind nun glücklicherweise gescheitert. Die Nürnberger Versicherung, der das Gebäude gehört, zieht es vor, an einen Investor zu vermieten, der wieder ein Pflegeheim betreiben will.

Gute Entscheidung. Wir wagen die Vermutung, daß hier der Ruf Anklams als NPD-Hochburg eine Rolle gespielt haben dürfte. Auch in Nürnberg kann man googeln. Und wer „Anklam“ eingibt, erhält sehr schnell als Erläuterungsbegriffe „NPD“ oder gar „Hauptstadt aller Neonazis“, wie sich ein Lokalblättchen auszudrücken beliebte.

An einem solchen Ort droht jede Menge Ärger, wenn Asylanten massenhaft angesiedelt werden sollen, und dann auch noch mitten in einem Wohngebiet. Ein Pflegeheim hingegen verspricht ein gemütlicheres Leben.

Im „Nordkurier“ tut Hamm so, als ob der Verlust dieser Option gar nicht so schlimm wäre im Hinblick auf den aktuellen Mangel an Asylantenunterkünften. Nur ob Anklam noch ein neues Pflegeheim benötige, sei zweifelhaft.

In der „Ostsee-Zeitung“ ist er schon ehrlicher. Der Kreis benötige am dringendsten eine weitere Gemeinschaftsunterkunft. „Wir sind mit Hochdruck auf der Suche“ jammert er. „Diese gestaltet sich jedoch sehr schwierig“ Noch schwieriger wäre es, wenn jeder Ort eine NPD-Hochburg wäre. Daraus ergäbe sich die maximale Abschreckungswirkung.

Jetzt bleibt Hamm und seiner Landrätin nur noch eine Möglichkeit. Sie könnten das Pflegeheim beschlagnahmen. Leider ist ihnen das zuzutrauen. Deshalb kann noch keine endgültige Entwarnung gegeben werden.

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