Ein toller Antrag – auf den ersten Blick

„Kulturdenkmäler des Landes bewahren – Denkmalschutz verbessern“ lautet der Titel eines Antrages, den CDU und SPD jetzt in den Geschäftsgang des Landtages gegeben haben. Wer bestimmte Fakten nicht kennt, findet die Initiative möglicherweise ganz supertoll.

Die Regierungsfraktionen fordern Sellering und Co. darin auf, das Denkmalschutzgesetz möglichst zeitnah zu ergänzen und bei der nächsten EU-Förderperiode die Denkmalpflege als Schwerpunkt zu berücksichtigen. Außerdem soll ein „Masterplan“ vorbereitet werden, der Denkmäler von herausragender kulturhistorischer Bedeutung erfaßt und in eine Rangfolge bringt.

In der Begründung des Antrages wird auch der katastrophale Zustand vieler Herrenhäuser erwähnt. Am zunehmenden Verfall solcher Gebäude tragen die Landesoberen allerdings ein gehöriges Maß an Mitverantwortung, worüber in dem Vorstoß natürlich kein Sterbenswörtchen zu finden ist. Die Wahrheit: Jahrelang floß der weit überwiegende Teil der Fördermittel in die Sanierung der landeseigenen Schlösser und Parks: 260 Millionen seit 1990, davon allein zwischen 2014 und 2016 48,3 Mio., wie der Schweriner Volkszeitung vom 1. Februar 2016 zu entnehmen ist.

Für Guts- und Herrenhäuser hingegen wurden zwischen 2007 und 2015 lediglich 21,8 Mio. Euro bereitgestellt.

Eine „Kulturschande“

Schon vor Jahren kritisierten Fachleute die Schieflage beim Mitteleinsatz, so auf einer Konferenz, die Ende August 2010 in Schlatkow im Altlandkreis Ostvorpommern durchgeführt wurde. Diethart Kerbs, ein Professor für Kulturgeschichte aus Berlin, bezeichnete es seinerzeit als „Kulturschande“, daß weniger als zehn Prozent der Fördermittel für die Instandhaltung und Sanierung der ländlichen Herrensitze in Kommunal- und Privatbesitz bereitgestellt würden.

Einerseits, so Kerbs, verfielen im Land mit der europaweit größten Herrenhausdichte (Anfang 2011: 2.200) hunderte Gutsanlagen. Andererseits fließe der Großteil der Gelder in die Instandsetzung der ohnehin schon gut erhaltenen Schlösser in Landesbesitz. In 20 Jahren nach der Wende seien ebenso viele Herrensitze vernichtet worden wie in 40 Jahren DDR, in der solche Gebäude übrigens vielfach als Kindergärten, Altenheime oder Konsumläden genutzt wurden.  

2014 mahnte die Deutsche Burgenvereinigung e. V. gegenüber der Landesregierung ein stärkeres Engagement für den Denkmalschutz an. Vor allem bei der Erhaltung zahlreicher Herrenhäuser mangele es an Unterstützung. Etwa 100 hochkarätige Bauten könnten verlorengehen, sofern sie nicht instandgesetzt oder zumindest notgesichert würden.

SPD und CDU schwingen sich zum Retter auf

Die frühere NPD-Landtagsfraktion griff die Kritik auf. Die Nationalen forderten bereits im Februar 2012 von der rot-schwarzen Landesregierung, ein Konzept zum Erhalt der vom endgültigen Verfall bedrohten Guts- und Herrenhäuser zu erarbeiten (siehe hier).

Jetzt bleibt abzuwarten, was die Landesregierung in der Angelegenheit tatsächlich auf die Platte bringt. Denn Anträge sind immer mal schnell formuliert und einen auf dicke Hose machen kann jeder.

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Titelbild: Ehemaliges Gutshaus im Vorwerk bei Lassan

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