Ostsee-Zeitung sorgt mit Ausländer-Rührstück für Brechreiz

Schon die Überschrift erzeugt Übelkeit: „Tränenreicher Dank“. Was diese Rührphrase verspricht, hält der Text des Artikels vom 30. November voll und ganz. Vorgeführt werden „Flüchtlings“-Kinder, die Asylantenmutti Merkel danken.

Am vergangenen Freitag, so das Ex-SED-Blatt begeistert, habe schon ein junger Syrer der Grenzöffnerin während einer CDU-Regionalkonferenz in Neumünster gedankt. „Am Montag hatte Merkel dann gleich noch einen Auftritt, bei dem ein Flüchtlingskind Tränen vergoss – nur daß es diesmal Freudentränen waren“, schwärmte es dann weiter.

Es tritt auf Edris Akbari (10), vorgestellt als „Afghanistan-Flüchtling und Merkel-Fan“. Und dann wird es richtig schleimig. Denn der Junge sagt „schüchtern ins Mikrophon“: „Ich danke Ihnen Frau Merkel, ich freue mich ganz viel. Und ich wollte einmal ihre Hände berühren“.

Selbstverständlich erfüllte ihm die gute Überfremdungsfee diesen bescheidenen, wenn auch etwas abseitigen Wunsch, ohne dabei zu bedenken, daß sich Geschmacksverirrung, wenn sie während der Kindheit auch noch bestärkt wird, ein Leben lang halten und sogar verschlimmern kann.

Was geschah, nachdem ihn die Kanzlerin der Herzen, aber nicht der Hirne, umarmt hatte? „Edris wischte sich verstohlen die Tränen aus den Augen“, berichtet der Ostsee-Zeitungs-Autor, den man sich auch sehr gut beim „Goldenen Blatt“ vorstellen könnte.

Wer glaubt, es könne nicht noch peinlicher werden, irrt. Edris, für den ein Traum in Erfüllung gegangen sei, habe nämlich auf der „Flucht“ durch den Iran ein Bild Merkels gesehen, das sich ihm eingeprägt habe. Jeder andere wäre sofort zurück geflüchtet angesichts dieses Anblicks.

Aber er dachte: „So sieht also die Frau aus, die ihm und seiner Familie Frieden und Sicherheit verspricht“. Und nun konnte er ihr endlich persönlich danken.

Sicherlich war dieser Auftritt überhaupt nicht inszeniert. Keinesfalls werden PR-Experten die Hand im Spiel gehabt haben, die mit dem Jungen geübt oder gar seinen Text geschrieben hätten. So etwas macht die heilige Angela nicht, genauso wenig wie Erich Honecker, dem auch des Öfteren von kleinen Mädchen ganz spontan Blumen überreicht wurden. Man sieht, das Merkel-Lager setzt voll auf die Mitleidsmasche und schreckt dabei vor keinem Kitsch zurück. Auf die Ostsee-Zeitung kann man bei so etwas immer zählen.

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